Geliebt…

Ich habe ihn geliebt, obwohl nichts dafür sprach. Weil es ihm völlig egal war, mich zu beeindrucken.
Weil es nicht seine Art war, sich Mühe zu geben, der Welt zu gefallen. Weil er etwas tief Trauriges in seiner Seele gut verborgen hielt. Er war wohl auch mit dieser Sehnsucht geboren, die wie Fesseln an seinen Handgelenken haftete.

Ich habe ihn geliebt, weil seine Augen alles beobachteten, ohne sich an etwas festzuhalten. Weil er nach Freiheit roch. Weil er innerlich gefangen war. Weil seine Lippen ein wenig Bitterkeit und viel Zärtlichkeit trugen, Liebe, die gelitten hatte, und die Sehnsucht nach Leidenschaft. Weil er wenig sprach. Weil ich, wenn er sprach, unbedingt zuhören wollte.

Er war nackt, selbst wenn er Kleidung trug. Züchtig in seiner Seele und in seinem Körper. Als ich genauer hinsah, vermutete ich sofort, dass er sich selbst nicht wirklich mochte. Ich habe ihn an seiner Stelle geliebt. In meinem Herzen war Platz.

In seinem Blick lag etwas Altes, Verlorenes, Verwirrtes. Ich wollte ihm helfen, es wiederzufinden.

Er lächelte selten. Und dennoch strahlte er. Er brachte mich zum Lachen, ohne es jemals zu versuchen. Ich glaube nicht, dass mich witzige Menschen je besonders amüsiert haben. Er aber brachte mich zum Lachen, weil er sich selbst auf die Schippe nahm, während er über die Welt um ihn herum lachte.

Ich habe ihn geliebt, weil er sich als distanziert gab, obwohl er zerbrechlich, sensibel und verletzlich war. Weil er es gut zu verbergen wusste.

Ich habe ihn geliebt, weil niemand damit gerechnet hatte. Und ich habe es aufgeschrieben. Um zu vergessen. Doch das ist mir nie gelungen.

Romy Schneider

Alain Delon und Romy Schneider, fotografiert von Jochen Blume, Juni 1959

Quelle – Netzfund

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