… Tag der Vergeltung.
Sicherlich könnte ich heute philosophische Dinge schreiben, traurige, aufmunternde, mit Sinn oder ohne Sinn, denn dieser Tag bleibt ewig.
Ein Szenenbericht.
Irgendwo steht eine Frau in ihrer Wohnung, macht den Kindern das Frühstück, kontrolliert ihre empfohlenen Vorräte immer und immer wieder. Vielleicht betet sie. Vielleicht kocht sie Tee oder trinkt den 4. Kaffee. Sie schrieb vor zwei Tagen : „Wir sollen in den Wohnungen bleiben, mit Vorräten, Medikamenten, aber wie? Man kann nichts mehr kaufen…Das Notgefühl ist unerträglich. Sei froh, dass Du nicht hier bist. Es ist nichts für Menschen!“ Dann schildert sie, wie ihr Neffe, der Soldat ist, seinen sterbenden Chef aus einer Schießerei trug. Wie er in seinen Armen starb und wie dieser 20 Jährige seinen besten Freund verlor.
Sie bleibt, in ihrer Wohnung, mit Vorräten und Medizin für drei volle Tage. Bei ihr ist es üblich, täglich einzukaufen, immer frisch auf Märkten und nur das, was man braucht. Bevorratung gibt es dort kaum. Das ist fremd für sie. Die Möglichkeiten sind begrenzt. Es ging ums Überleben, die letzten Tage, Essen war Nebensache.
Dumpf jede Nacht, grausam der Morgen.
Kein Kontakt mehr, Stille .
Mein Kloos im Hals ist riesig.
Ich stehe auf, höre Nachrichten, mache den Kindern Frühstück und trinke den 4. Kaffee.