Wir sind geflüchtet, vor den Gemeinheiten der sehr simpel gestrickten Eingeborenen und deren verqueren Weltanschauung. Was man nicht versteht ist grundsätzlich schlecht, ist deren Auffassung. Schön. ich war gewarnt, aber ich dachte nach 6 Jahren hätten sie sich an mich gewöhnt. Ich war mehr als zurückgezogen und wirklich gesehen haben sie mich erst das letzte halbe Jahr, aber herumerzählt, spekuliert und angeblich mein Privatleben in und auswendig gekannt haben sie von Anfang an. Brauchte ich nicht, ich habe eine solide Herkunft, gute Bildung und brauchte da keine Freunde, weiß wer ich bin und gut.
Nun leben wir in einem Dorf im nirgendwo am Ende der Welt. Wir sind Europäer hat der Vater meines Freundes seinem König erklärt. Nun sind wir also Europäer. Mit König, Königin und einer sehr, sehr angenehmen gesellschaftlichen Atmosphäre.
Die Leute sind freundlich zueinander. Laufen lächelnd durch die Straßen und helfen sich gegenseitig. Man hat das Gefühl, dass die Atmosphäre nicht vergiftet, gehässig und gemein ist. Es gibt Städte mit Geschäften, die noch funktionieren, ihre Ware verkaufen. Nicht, wie in deutschen Großstädten mittlerweile normal, ein Handy und Dönerladen neben dem anderen und zwischendrin marode, leerstehende Geschäftsräume, Mit kik und kak- Läden als bunte Beigabe, alle drei Meter, damit sich überhaupt noch jemand in so eine Stadt verirrt.
Die Leute hier kaufen wenig online, denn man bekommt alles sofort, zu normalen Preisen Vorort. Städte haben einen Stadtkern, Restaurants, Buchläden, Klamottengeschäften, Geschirrgeschäften usw. Metzger , Bäcker, das ist vollkommen normal. Mir geht das Herz auf!
Es gibt überall schnelle Hilfe für alle möglichen Fragen und Anliegen, die man im täglichen Leben so hat. Kein Antrag „S“ und Zettel B, wenn man den Termin in 4 Wochen dann endlich bekommt. Dann doch online seinen Kram erledigen soll….
Ein Telefon anmelden dauert 3 Stunden für Glasfaser DSL und man telefoniert. Busfahrkarten für die Kinder, wurden von einer freundliche Frau in 30 min gemacht, inklusive kostenloses Passfoto. Krankenkasse ummelden ungefähr 40 min und man hat das Gefühl einen persönlichen Berater fürs Krankenkassenleben gefunden zu haben.
Bleistifte, Ordner und Schulgedöns kauft man in einem Bürobedarf, in dem die Verkäuferin alles selbst heraus sucht und ganz prima und kostengünstig berät.
Wenn man, so wie ich im Moment, nicht die Zeit hat, zu kochen, geht man schnell in eine Frittuere, ein Pommes- Laden mit Frikadellen wahlweise, Fleischspießen oder sonstige leckeren. Gut, gesund ist anders, aber Fritten sind hier eben ein Grundnahrungsmittel. C’est la vie!
Meine Kinder verlieren ihre Basis, das ist im Moment eine traumatische Sache. Mein Sohn hat seinen Praktikumsplatz verloren, gewinnt aber eine bessere längere Schulausbildung stattdessen. Meine Tochter verliert die Möglichkeit ihrer Vorstellung von jahrelangem Studium und kreativem Zeitverplemperdasein und wird plötzlich zum handwerklichem Ass mit konkreter Zukunftsplanung. Wir sind mehr als überrascht plötzlich. Mein kleiner Sohn erhält eine auf ihn abgestimmte Schullaufbahn, wie das hier üblich ist, mit Eignungstest und Einschätzung der Schule. Perfekt für ihn.
Ich versuche im privaten einen Ausgleich zu schaffen. Viel Ruhe, viel Liebe und ein gesundes neues Umfeld.
Es ist gewöhnungsbedürftig in einem Haus zu leben, dass plötzlich alles das hat, was jahrelang ein kleiner Luxus war. Trockene Wände! Das Asthma von meinem ältesten ist plötzlich weg und Licht! Eine schöne helle Küche, ein großes trockenes Schlafzimmer. Eine Terrasse mit Blick auf den Fluss.
Ich habe noch den alten Namen an der Tür, denn der Postmann weiß, wer wir sind und alle anderen hier auch. Was da an der Tür steht, ist egal und es ist beruhigend zu wissen, dass uns hier auch niemand suchen wird.






