Es gibt eine Generation, die irgendwo zwischen Atari und TikTok stecken geblieben ist. Geboren ab 1980 (ich meine spätere, aber das würde Dumpfbacken ja ausschließen!) , sind sie die Kinder einer Epoche, in der Freiheit plötzlich grenzenlos erschien, wie Grönemeyer es so treffend besang – nur um dann festzustellen, dass die Grenzenlosigkeit ziemlich überfordernd sein kann. Sie lieben große Worte und Konzepte, die auf den ersten Blick revolutionär wirken. Feminismus, Diversität, Gendergerechtigkeit – Begriffe, die sie wie moderne Schwerter tragen, obwohl viele von ihnen kaum wissen, wie man einen Spaten benutzt. Sie sind wie Simone de Beauvoirs philosophische Erben – nur ohne das Studium, die Bücher oder den unbedingten Drang, die Welt wirklich zu verändern. Eher so etwas wie Simone de Influencer, mit einem philosophischen Zitat als Instagram-Bio, passend zum Filter und ohne humanistische Bildung.
Stattdessen zelebrieren sie ihre Werte mit der gleichen Leichtigkeit, mit der sie einen Avocado-Toast fotografieren. Feminismus ist nicht mehr der Kampf für existenzielle Rechte, sondern eine nette Idee für den nächsten Hashtag. “Empowerment” steht auf ihren T-Shirts, aber wenn du sie fragst, was genau sie eigentlich empowern wollen, starren sie dich an, als hätte ein Bildschirm gerade “Error 404” angezeigt. Es ist nicht Unwissenheit, es ist eher eine Art sanfte Ignoranz, die durch das endlose Scrollen in sozialen Medien geschärft wurde. Warum etwas hinterfragen, wenn man es teilen kann? Die Welt muss nicht mehr verstanden, sondern nur noch gelikt werden.
Das Gendern hat dabei fast etwas von einem religiösen Ritual. Es wird praktiziert, ohne dass die Liturgie verstanden wird. Ein Sternchen hier, ein Doppelpunkt da – wie das Salz auf einem Karamellbonbon, das niemand bestellt hat. Sprache war einst ein Werkzeug der Aufklärung, heute ist sie ein Performance-Act. Worte sind nicht mehr zum Denken, sondern zum Signalisieren da. Wie bei einem mittelmäßigen Theaterstück fragt man sich: Ist das jetzt Kunst, oder kann das weg? Vielleicht beides.
Und dann ist da diese überaus faszinierende Fähigkeit, aus nichts etwas zu machen. Diese Generation hat es geschafft, das Konzept des Hochstapelns zu perfektionieren. Sie bewegen sich durch die Arbeitswelt wie durch einen schlechten Poetry-Slam: voller Buzzwords, die klug klingen, aber in ihrer Bedeutung hohl sind. Agile Prozesse, disruptive Innovationen, nachhaltige Synergien – es sind die neuen Mantras einer Generation, die keinen Hammer schwingen, aber endlos über „kreative Lösungsansätze“ diskutieren kann. Früher hieß das Schaumschlägerei, heute nennt man es Leadership.
Und doch, so sehr man sich über sie lustig machen möchte, bleibt eine gewisse Faszination. Sie sind wie ein leeres Buch, in das sie selbst ihre Geschichte hineinschreiben. Ohne Rücksicht auf Traditionen, ohne Angst, lächerlich zu wirken. Das ist eine Art Mut, den man bewundern könnte, wenn er nicht so oft mit Selbstüberschätzung verwechselt würde. Ihre Welt ist wie ein Instagram-Feed: perfekt inszeniert, unendlich scrollbar und dennoch nie wirklich greifbar.
Vielleicht ist das die Essenz dieser Generation: Sie ist ein Rätsel, ein philosophisches Paradoxon. Sie hat die Fähigkeit, über nichts zu reden, bis es etwas wird. Sie scheitert niemals wirklich, weil sie sich einredet, dass jeder Misserfolg nur ein „Wachstumsmoment“ ist. Und vielleicht ist das der Unterschied zu den Simone de Beauvoirs und Sartres dieser Welt. Die haben an die Substanz geglaubt, während diese Generation gelernt hat, dass die Hülle reicht, solange sie glänzt. Und vielleicht, nur vielleicht, liegt genau darin ihre seltsame Genialität – oder zumindest ihr perfekter Instagram-Post.
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