Elises Alltag

Mein Tag beginnt wie immer zu früh. Der Wecker klingelt, ich drücke ihn aus. Zwei Minuten später werde ich trotzdem wach – nicht, weil ich motiviert bin, sondern weil die Kinder sich streiten, wer zuerst ins Bad darf. Also raus aus dem Bett, rein in den Alltag. Frühstück, Brotdosen, Diskussionen über zu kurze Röcke oder vergessene Hausaufgaben – alles, während ich mir meinen ersten Kaffee gönne.

Sobald die Kinder aus dem Haus sind, sollte eigentlich meine „Schreibzeit“ beginnen. Aber natürlich kommt erst der Abwasch, der Hund, der raus muss, und die Waschmaschine, die schreit, sie wolle ausgeräumt werden. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit man mit Nicht-Schreiben verbringen kann, bevor man überhaupt am Schreibtisch sitzt.

Wenn ich mich dann endlich hinsetze, starrt mich mein Manuskript an wie ein Vorwurf. Also stürze ich mich ins Schreiben. Das klappt mal besser, mal schlechter. Elise, meine Protagonistin, lässt sich nicht immer von mir sagen, was sie tun soll. Sie hat ihren eigenen Kopf – und leider auch bessere Ideen als ich, wenn es darum geht, die Handlung voranzutreiben.

Nachmittags kehren die Kinder zurück. Mein kreativer Flow endet abrupt, ersetzt durch Diskussionen über Mathehausaufgaben, kaputte Turnbeutel und die ewige Frage: „Was gibt’s zu essen?“ Nebenbei überlege ich, wie ich im nächsten Kapitel einen Mord aufklären lasse, ohne dass es zu konstruiert wirkt. Multitasking auf Autorinnenart.

Am Abend, wenn das Haus wieder ruhiger wird, könnte ich theoretisch weiterarbeiten. Aber meistens bin ich so müde, dass ich gerade noch die Tippfehler vom Morgen überarbeite und hoffe, dass mir die genialen Ideen irgendwann wieder einfallen. Vielleicht morgen. Vielleicht nie.

So sieht es also aus, das Leben zwischen Alltag und Buchprojekt. Romantisch? Nein. Effizient? Auch nicht. Aber irgendwie funktioniert es. Elise lebt, mein Buch wächst – und ich überlebe.