Warum ich nicht wählen gehe – und Shrek mich verstehen würde
Oh nein! Deutschland wählt! Und ich bin theoretisch auch dabei. Also, falls mein Wahlzettel nicht irgendwo in den Untiefen der belgischen Post verschwunden wäre – zwischen Streik, Bürokratie und vielleicht einem sehr entspannten Postbeamten, der sich denkt: „Ach, das kann warten.“ Er hat recht.
Denn mal ehrlich: Warum sollte ich wählen? Ich bin Deutsche in Belgien, bald vielleicht Belgierin. Ich zahle hier meine Steuern, fluche über belgische Bürokratie und habe mich daran gewöhnt, dass hier alles entweder ewig dauert oder nie passiert. Deutschland? Das ist für mich inzwischen wie ein Ex-Partner, der mir nach Jahren schreibt: „Hey, sag mal, wer von uns kriegt eigentlich die ganzen Hochzeitsfotos? “ – und ich einfach nicht mehr antworte.
Und selbst wenn ich antworten würde – wen soll ich denn bitte wählen? Die ewigen Gesichter, die seit Jahrzehnten an der Macht rumkleben wie altes Kaugummi unterm Schultisch? Die Ampel, die eher ein Diskolicht mit Wackelkontakt ist? Oder doch die Opposition, die sich benimmt wie eine Horde betrunkener Kegelbrüder, die aus Versehen die falsche Kneipe gebucht haben?
Ganz ehrlich, ich fühle mich wie Shrek in „Weit, weit weg“. In meinem friedlichen Sumpf der politischen Gleichgültigkeit ist es schön ruhig. Die „Patates“ – Kartoffeln (so nennt man die Deutschen hier in Belgien) können meinetwegen weiter über Tempolimit, Gendersternchen und die perfekte Lautstärke für Rasenmäher streiten – ich genieße mein belgisches Bier und bin glücklich, dass mich das alles nicht mehr juckt.
Also nein, ich gehe nicht wählen. Und falls Deutschland mich doch unbedingt braucht, dann schickt mir doch bitte ein königliches Pferd aus „Weit, weit weg“, das mir meinen Wahlzettel bringt. Ansonsten bleibt es mir herzlich egal – und ich bin ziemlich sicher, dass Shrek das genauso sehen würde.