Gedankenspazieren

Es gibt Tage, da ist der Weg das Einzige, was klar bleibt. Kein Ziel, kein Plan – nur Schritt für Schritt durch die Landschaft, durch das Dorf, durch ein Stück unverfügbarer Zeit. Wer spazieren geht, sucht nicht. Wer spazieren geht, findet – Gedanken, Antworten, manchmal ein vergessenes Gefühl.

Spazieren ist keine Flucht. Es ist ein langsames Gespräch mit sich selbst und der Welt. Der Blick löst sich vom Bildschirm, das Denken vom Funktionieren. Die Füße übernehmen das Tempo, und plötzlich beginnt der Kopf, leiser zu werden. Nicht leer, sondern frei.

Ich habe viele meiner besten Ideen nicht am Schreibtisch gehabt, sondern irgendwo zwischen Wegrand und Wind. Nicht weil ich gesucht habe, sondern weil ich offen war. Für eine Stimmung. Für einen Satz, der hängen bleibt. Für eine Wahrheit, die nicht laut daherkommt.

Spaziergänge sind unpolitisch, aber nicht unbedeutend. Sie sind keine Therapie, aber manchmal heilend. In einer Welt, die Schnelligkeit belohnt, sind sie ein stiller Widerstand – gegen Dauerbeschallung, gegen das ständige Müssen, gegen die Unfähigkeit, auch mal nichts zu erwarten.

Und wenn ich doch etwas finde? Eine Feder am Wegesrand. Eine Idee. Oder einfach nur den Satz: So wie es ist, ist es gerade genug. Dann weiß ich: Der Spaziergang war klug. Auch wenn er nichts gesucht hat.

Kein Dorf- aber Eifel . Nikon – Bild privat