Ein Kommentar zum Stern- Interview

Fotograf: Tobias Koch
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Wenn sich politische Rollen verändern, verändert sich oft auch der Ton. Seit Thorsten Frei das Bundeskanzleramt führt, zeichnet sich genau das ab: Weniger Inszenierung, mehr Struktur. Und ein Stil, der auffällt – gerade, weil er sich nicht aufdrängt. Im Stern-Interview skizziert Frei keine Vision im großen Format, sondern konkrete Maßnahmen: Stromkosten senken, Unternehmen entlasten, Regierungskultur verbessern.
Dabei bleibt er nüchtern, aber nicht kühl. Sachlich, aber nicht leer. Man muss seine Sprache einfach lieben – sie ist klar, direkt und frei von Pathos. Ein seltener Ton in der politischen Kommunikation, der nicht belehrt, sondern ordnet. Es ist dieser professionelle Sprachduktus, der Vertrauen schaffen kann, gerade weil er nicht auf Emotionen zielt.
Auch inhaltlich überrascht Frei: Er denkt über alte Beschlüsse nach – etwa den Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Linkspartei. Nicht aus Opportunismus, sondern mit dem Blick für das, was politisch notwendig ist. Ein sachlicher Pragmatiker also, der dennoch Haltung zeigt. In einer Zeit, in der Debatten oft von Lagerdenken geprägt sind, wirkt das fast erfrischend.
Hinzu kommt: Frei kündigt Ergebnisse an – nicht irgendwann, sondern bald. Eine selten gewordene Form von Verantwortungsübernahme, die weder auf Schlagworte noch auf Schuldzuweisungen setzt, sondern auf Machbarkeit. Das ist nicht spektakulär – aber es ist genau das, was Regierungshandeln oft fehlt: Verlässlichkeit.
Dass er dabei das Kanzleramt verschlanken will, ist mehr als Symbolpolitik. Es signalisiert: Effizienz beginnt bei sich selbst.
Frei steht nicht für große Gesten, sondern für klare Linien. In einer lauten Zeit ist das vielleicht genau das, was politische Führung neu definieren könnte.