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Seit ich in Belgien lebe, frage ich mich regelmäßig: Was ist eigentlich mit den Deutschen passiert? Vom Land der Dichter und Denker seid ihr mutiert zum Land der Dauergenervten, Weltuntergangspropheten und Gendersternchen-Beauftragten. Und als ich diese Woche auf ntv über „Kulturkampf zwischen Aperol und Bürgerkrieg“ stolpere, weiß ich: Ich bin endgültig raus.
Wieduwilt schreibt (https://www.n-tv.de/politik/politik_wieduwilts_woche/Kolumne-Wieduwilts-Woche-Deutschland-im-Kulturkampf-Sommerpause-zwischen-Aperol-und-Buergerkrieg-article25910306.html Hier geht’s zum Artikel ) dort über die deutsche Sommerpause – angeblich irgendwo zwischen entspannter Terrassenlaune und dem Bürgerkrieg. Wobei: Das mit dem Aperol scheint nur das Feigenblatt zu sein. In Wahrheit verbringen die Deutschen ihren Sommer nämlich damit, sich gegenseitig zu erklären, wer schuld ist. Am Klima. Am Gendern. Am Fachkräftemangel. Am Untergang des Abendlandes.
Ich schaue dem ganzen Schauspiel von Belgien aus zu – mit einer gewissen Mischung aus Faszination und Mitleid. Denn hier in Belgien hat das Leben, was in Deutschland längst verloren scheint: Leichtigkeit. Wenn die Belgier ein Problem haben, trinken sie ein Bier. Die Deutschen hingegen? Die machen erstmal eine Kommission auf und schreiben 82 Seiten Krisenleitfaden.
Aktuell wird in Deutschland nämlich nicht einfach gelebt – sondern vorbereitet. Auf was genau? Tja, auf den Untergang vielleicht. Ich meine: Hamsterkäufe sind inzwischen ja Volkssport. Während man hier in Brüssel maximal darüber diskutiert, ob man sein Bier im Kühlschrank oder im Keller lagert, bunkern die Deutschen fleißig Konserven, Notstromaggregate und Jodtabletten. Das Wort „Vorrat“ hat bei euch mehr Sex-Appeal als der neue Aperol-Spritz-Variante. Eine Marktlücke? Vielleicht.
Ich frage mich langsam ernsthaft, ob ihr noch wisst, wie Entspannung buchstabiert wird. Während ich in Belgien mit Freunden am Fluss sitze und einfach mal NICHTS tue, planen meine ehemaligen Nachbarn in Deutschland bereits die Evakuierungsroute. Man muss ja vorbereitet sein, auf alles – außer aufs Leben.
Die Deutschen sind einfach Weltmeister darin, sich das eigene Dasein madig zu reden. Ihr habt Sonne? Zu heiß! Ihr habt Regen? Klimakatastrophe! Ihr habt Neutralität? Gefährlicher Rechtsruck! Und sobald irgendwo ein Aperol auf dem Tisch steht, wird geprüft, ob der Kellner auch das Gendern korrekt eingehalten hat.
Es wäre ja zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
PS: Leben genießen? Gilt in Deutschland inzwischen als Charakterfehler. Wer heute noch locker durchs Leben geht, wird entweder verdächtigt, uninformiert zu sein – oder er wird gleich zum Klimasünder erklärt. Während die Belgier sich einfach das nächste Bier zapfen, zählt man in Deutschland Kalorien, Emissionen und die Sekunden bis zur nächsten Krise. Ich wünsche euch trotzdem einen schönen Sommer – hier gibt’s übrigens auch Aperol. Ohne Krisenbeilage. Prost!