Patrick Schnieder – Verkehrsminister aus der Eifel
Deutschland hat einen neuen Verkehrsminister: Patrick Schnieder. Ein Mann aus der Eifel, genauer gesagt aus der Region um Gerolstein (da ich da gewohnt habe, kenne ich ihn natürlich) – einer Stadt mit sagenhaften einer Ampel im Umkreis von 25 Kilometern. In Prüm gibt es gar keine. zum Fahrprüfung machen, müssen Fahrschüler nach Gerolstein fahren. Wer hier vom „Verkehrschaos“ spricht, meint wahrscheinlich, dass der Nachbar seinen Traktor schräg vor der Bäckerei abgestellt hat.
Von der Dorfkreuzung auf die große Bühne
Jetzt also vom Eifel-Kreisel auf den Chefsessel des Verkehrsministeriums. Und schon beim ersten großen Interview zur Deutschen Bahn gestern konnte man zwei Dinge feststellen:
Bahnprobleme? In der Eifel?
Er findet den Zustand „indiskutabel“. (In Gerolstein ist man über zwei Jahre nicht mit dem Zug weggekommen – die Taxiunternehmer wurden reich, wegen Überschwemmungsschäden und dem Bahn-Zeitmanagement.)
Er spricht so langsam, dass die Bahn währenddessen locker eine Verspätung von weiteren 15 Minuten aufbauen konnte.
Weiß er, was er da sagte??? Über die Bahn, über das Psycho- Problem von Deutschland?
Seine Brille und Frisur verheißen wenigstens natürliche Kompetenz, auch wenn man ihm bei Interviews seinen Respekt vor der großen Show anmerkt. (Da sollte man aufpassen, denn Show ist leider in Deutschland mehr angesehen als Kompetenz – sogar in der Politik – lach.)
Nichts gegen den Mann – ich war nur wirklich unglaublich sprachlos: Verkehrsminister! Aber vielleicht ist dieser Widerspruch ja CDU-Kalkül und gewollt. Oder hatten sie keinen anderen? Wer ist denn eigentlich Tourismus- und Vergnügungsausschussminister???
In der Eifel fährt die Bahn ungefähr so oft wie ein Komet an der Erde vorbeifliegt. Wer hier den Zug verpasst, plant keinen Anschluss – er plant gleich einen anderen Lebensabschnitt. Das macht gelassen. Ob das allerdings ICE-Pendler in Frankfurt beruhigt, wenn Schnieder sagt: „Also bei uns kommt der Zug zweimal am Tag, und das reicht auch“ – fraglich.
Im Eifel Jargon: Sicher das!
Patrick Schnieder bringt Charme, Bodenhaftung, eine kompetente Brille und die stoische Ruhe der Eifel mit. Die Frage ist nur: Reicht das, wenn man plötzlich ein Land managen muss, in dem „Verkehrsinfarkt“ nicht bedeutet, dass der Bäcker mit seinem Lieferwagen im Halteverbot steht, oder fünf Autos hintereinander vorm Bäcker- Drive In (gibt’s tatsächlich mehrfach in Gerolstein)- warten?