Die DG

Die deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien – eine kleine Region mit eigener Identität

Wer in Belgien an Sprachen denkt, denkt zuerst an Französisch und Niederländisch. Weniger bekannt ist, dass es im Osten des Landes auch eine offiziell anerkannte deutschsprachige Gemeinschaft gibt. Rund 80.000 Menschen leben dort in neun Gemeinden, die sich zwischen Eupen im Norden und Sankt Vith im Süden erstrecken.

Ein Stück Geschichte

Bis 1919 gehörte das Gebiet zum damaligen Preußen. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel es durch den Versailler Vertrag an Belgien. Noch heute merkt man in Architektur, Dialekt und Traditionen die enge historische Verbindung zum Nachbarland Deutschland.

Politik und Selbstverwaltung

Die Gemeinschaft verfügt über ein eigenes Parlament und eine Regierung mit Sitz in Eupen. Zuständig ist sie unter anderem für Kultur, Bildung und soziale Fragen. In vielen Bereichen kann sie also selbst Entscheidungen treffen – ein bemerkenswerter Grad an Autonomie für eine so kleine Minderheit.

Sprache und Dialekte

Amtssprache ist Hochdeutsch, doch im Alltag hört man verschiedene regionale Mundarten. Besonders verbreitet sind Ripuarisch im Norden (verwandt mit dem Kölschen) sowie Moselfränkisch im Süden.

Was ist Ripuarisch?

Ripuarisch ist eine Gruppe westmitteldeutscher Dialekte, die sich von Köln bis nach Eupen und ins Aachener Land erstreckt. Viele typische Kölscher Ausdrücke stammen aus dieser Dialektfamilie.

Lautverschiebungen: „machen“ wird zu „maache“, „ich“ zu „ech“. Satzbau: „Ich habe das gesehen“ → „Ich han dat gesinn“. Wortschatz: „Kappes“ (Unsinn), „Bützje“ (Küsschen), „Pitter“ (Peter). Melodie: Der Dialekt klingt singend, mit starkem Auf und Ab in der Betonung.

Beispieldialog (Ripuarisch – Hochdeutsch):

A: „Morn jonn ech noh Oipen, wells do e Fest es.“ B: „Jo, dann jonn mer zosamme, ech han och Losch drop.“ (Übersetzung: „Morgen gehe ich nach Eupen, weil dort ein Fest ist.“ – „Ja, dann gehen wir zusammen, ich habe auch Lust darauf.“)

Für die Einheimischen ist das nicht nur ein Dialekt, sondern ein Stück Heimatgefühl. Für Außenstehende klingt es oft charmant und ein wenig melodisch – wie gesungen.

Kultur und Alltag

Die Menschen in Ostbelgien pflegen ihre eigenen Traditionen: Karnevalsumzüge in Eupen, Blasmusikfeste in den Dörfern oder Wanderungen im Hohen Venn. Gleichzeitig gibt es moderne Kulturevents wie den Eupen Musik Marathon oder das OstbelgienFestival. Der 15. November ist offizieller Feiertag der Gemeinschaft – ein Tag, an dem die Region ihre Besonderheit feiert.

Wirtschaft und Landschaft

Der Norden um Eupen ist stärker industriell geprägt, mit Textil- und Schokoladenbetrieben. Der Süden, die Belgische Eifel, lebt vor allem von Landwirtschaft und Tourismus. Malerische Wälder, Stauseen und Burgen machen die Region attraktiv für Wanderer und Radfahrer.

Ein Fazit

Die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens ist klein, aber selbstbewusst. Sie zeigt, wie Minderheiten in Europa ihre Sprache und Kultur bewahren können, ohne abgeschottet zu sein. Wer sie besucht, erlebt Belgien von einer ganz anderen Seite – zwischen rheinischem Dialekt, belgischen Waffeln und Eifeler Natur.

Übrigens sind ab dem neuen Schuljahr alle Handys auf dem Schulgelände verboten – auch in der Pause… das nenne ich konsequent.

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