Digitale Patientenakte: Warum Belgien längst weiter ist als Deutschland

In Belgien gehört die digitale Patientenakte längst zum medizinischen Alltag. Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken arbeiten vernetzt zusammen – schnell, effizient und im Sinne der Patienten. Eine Selbstverständlichkeit, möchte man meinen, schließlich geht es um nichts Geringeres als die Gesundheit jedes Einzelnen. Während Belgien, wie viele andere europäische Länder auch, digitale Lösungen selbstverständlich integriert hat, bleibt Deutschland gefangen im Labyrinth von Datenschutzängsten, Bürokratie und politischer Zögerlichkeit.

Dabei zeigt die Praxis: Die elektronische Patientenakte ist kein Risiko, sondern eine Chance. In Belgien können Patienten selbst entscheiden, wer auf ihre Daten zugreifen darf. Sie profitieren von einer besseren Koordination zwischen Hausarzt, Fachärzten und Krankenhaus. Doppeluntersuchungen werden vermieden, Medikamentenwechsel transparent dokumentiert, Notfalldaten sind jederzeit verfügbar. Kurzum: Die Akte verbessert die Behandlung – schnell, sicher und nachvollziehbar.

Deutschland hingegen versteckt sich hinter einem fast schon reflexhaften Datenschutz-Reflex. “Was könnte passieren?”, “Wer könnte die Daten missbrauchen?”, “Was, wenn…?” – die Liste der Befürchtungen scheint endlos. So wird jede Innovation von einer Welle der Skepsis erstickt, bevor sie überhaupt richtig Fahrt aufnehmen kann. Das Ergebnis: In deutschen Arztpraxen wird noch immer Papier von A nach B getragen, Kopien gemacht und gefaxt, während Patienten im Ernstfall auf eine medizinische Lotterie angewiesen sind, wer gerade welche Informationen parat hat.

Natürlich ist Datenschutz wichtig. Aber wenn Schutz zur Blockade wird, wenn Angst den Fortschritt lähmt, dann schadet man am Ende den Menschen, die man eigentlich schützen will: den Patienten. Belgien zeigt, dass beides geht – Schutz der Privatsphäre und moderne Gesundheitsversorgung. Durch klare Regeln, Transparenz und die Möglichkeit, selbst über die eigenen Daten zu bestimmen.

Deutschland könnte viel lernen. Statt sich ins sprichwörtliche Hemd zu machen, wäre es Zeit, das Hemd hochzukrempeln – und die digitale Patientenakte endlich als das zu begreifen, was sie ist: ein Werkzeug für bessere Medizin, mehr Sicherheit und ein gesundes Morgen.

22 Gedanken zu “Digitale Patientenakte: Warum Belgien längst weiter ist als Deutschland

  1. Deutschland und Österreich lieben ihre Bürokratie.
    Ich stimme dir voll und ganz zu. So eine Patientenakte, auf die jeder Arzt, Klinik, Apotheke zugreifen kann, kann doch nur zum Vorteil sein. Die fadenscheinige Aussrede „Datenschutz“. Pfff, aber dann in den sozialen Medien und Co alles Preis geben.

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    1. Meinst du das wirklich im Ernst??? Kannst du dir wirklich nicht vorstellen, wie viel Missbrauch mit sensiblen krankheitsbezogenen Daten z.B. durch Betriebsärzte, Krankenkassen und nicht zuletzt den Staat selbst betrieben werden kann? Das macht mich echt fassungslos.

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      1. Mag sein. Aber glaubst du nicht auch, dass, wenn sie wollten, auch jetzt an Daten kommen? Wenn wir das alles nicht wollen, dann müsste man komplett zurück ohne PC, Internet und Co.
        Ok, wäre alles etwas ruhiger und erstrebenswert, aber der Komfort, den wir kennen wollen wir auch nicht hergeben.
        Entweder alles abschalten oder eben mit Risiko leben.

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      2. Wenn es so sein sollte, dann nur deutlich schwerer. Mir graust es vor der digitalen Patientenakte, und ich werde dem widersprechen, so lange es mir möglich ist. Stell dir mal vor, das Wissen um eine psychische Erkrankung gerät in die falschen Hände … Da ist eine Stigmatisierung nach das geringste Übel, das ich mir vorstellen kann. Sorry, Jane, du weißt, dass ich dich schätze, aber hier halte ich deine Einstellung ebenso wie die von Frau MitohneSahne für extremst naiv.

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      3. Also- ich kann nur sagen wie das hier ist. Niemand kommt an Daten, die er nicht einsehen soll. Aber als kranker Mensch habe ich z.Bsp. IMMER meine MRT, Röntgen oder sonstigen Bilder bei mir. Mir Codes und Papieren, die ich bei der Untersuchung bekomme, kann ich diese auch selbst einsehen. Aber mein Psychiater (als Bsp.) kann das nicht! Außer er wird aufgeforder von mir, einem anderen Arzt oder was auch immer. In jeden Fall werde ich aber schriftlich um Einverständnis gebeten. So.
        Es ist halt eben so, dass man sich nicht mehr durchmogeln kann und das stört wohl einige.
        MfG die naive Frau Mitohnesahne

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      4. Wenn das jetzt eine unterschwellige Unterstellung in meine Richtung sein sollte, kann ich darüber nur lachen. Falscher könntest du gar nicht liegen.

        Ich hoffe wirklich, du hast mit deinen seltsamen Ansichten recht. Nur leider leben wir nicht in einer Welt voller Gutmenschen. Das solltest du eigentlich wissen.

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      5. Ist es nicht. Ich war beim Psychiater und sogar in Behandlung in einer Klinik, weil ich die Chemotherapie abbrechen wollte. So.
        In Belgien ist es nun so, dass die elektronische Akte sich AUF DEM PERSONALAUSWEIS befindet. LOL!!!!! Okay, vielleicht winkt die Polizei mich deswegen an der Grenze immer lächelnd durch. Spaß !!! Frau Verbalkanone, wir sollte alle aufhören Zuviel hinein zu interpretieren. Was die Rentenversicherung, der Polizist oder Krankenkasse oder der Apotheker wissen möchte, weiß er sowieso. Im Moment läuft es per Telefon („…ah und weißt Du noch was ?“ ) und kleinem Dienstweg, da wäre mir manchmal ein kommentarloser Faktenaustausch lieber gewesen.

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      6. Es gibt immer geteilte Lager. Für mich hätte es nur Vorteile. Ein Röntgeninstitut ist nicht mit dem anderen verknüpft. Ich hab dann die Rennerei, die Bilder + Befunde zu organisieren bzw. mir einen Pin besorgen, dass die auch darauf zugreifen können. Wer Arzthopping betreibt und verschiedene Medikamente bekommt, von verschiedenen Ärzten, dann kann das schnell lebensgefährlich werden. Gut, das setzt natürlich auch die Kompetenz des Arztes voraus, der sich mit Wechselwirkungen auskennt und auch danach schaut. Und was die psychologische Krankengeschichte angeht – Medikamente und Wechselwirkungen sind dort besonders wichtig. Diagnosen können doch verschlüsselt werden. Alles kann gehackt werden – auch ohne übergreifende Patientenkartei.

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      7. Da stimme ich dir zu. Ich lebe noch, weil ich meine aufmerksame Apothekerin bemerkt hat, dass sich zwei Ärzte nicht abgestimmt hatten und ich bei der Kombi von Tabletten echt Hops gegangen wäre. Wenn ich in eine andere Apotheke gegangen hätte es vielleicht (nach meinem Tod) erst drei Monate später die Krankenkasse gemerkt- oder die Lebensversicherung 😆🤣

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      8. Ich bin mittlerweile der Ansicht, Deutschland verkommt zum Schurkenstaat! Warum? Weil die Leute möglichst viel vertuschen, lügen oder abzocken. Weil es jeder macht. Weil ein ehrlicher Bürger in Deutschland wirklich arm ist. Diese Mentalität ist eben so. Deswegen feiern viele krank, erfinden etwas, lassen sich auf Rezept doppelt und dreifach behandeln oder untersuchen etc…( zweite Meinung ist kein Thema- in Belgien sogar erwünscht!) Wenn man wirklich krank ist und auf Hilfe und eine gute ärztliche Versorgung angewiesen ist, braucht man nichts zu verheimlichen. Man möchte schließlich Hilfe, oder ? Es ist ja nicht so, dass der Chef oder der Nachbar dann an die Daten kommt- aber alleine so eine Betrugsmasche wie damals mit Corona- Tests… ein Ding der Unmöglichkeit! Und was hätte das den deutschen Staat an Geld gespart, wäre eine elektronische Krankenakte verfügbar gewesen!!!

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      9. Puh. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Bei allem Respekt, ich glaube nicht, dass ich darüber mit dir eine sachliche Diskussion führen könnte. Das erschreckt mich zutiefst.

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      10. Eigentlich war die digitale Patientenakte mal eine gute Idee, nur leider, leider machte die sie schon im Vorfeld durch Sicherheitsmängel von sich reden. Nicht auf der Patientenseite, sondern bei den Praxen. Und natürlich bei der Gematik, die die Datenbank hostet.

        Es gab weiter die Vorgabe, dass jeder Patient entscheiden darf, welcher Arzt wie lange welche Diagnose oder Dokumente sehen darf. Dies wurde nicht realisiert. Jeder darf alles sehen. Es besteht auch die Befürchtung von Datenschützern, dass Gesundheitsdaten an Dritte gehen könnten, also nicht nur zu „Forschungszwecken“. Logisch. Ich warte nur noch auf die Forschungsprojekte der Versicherungen und schon ist die Brücke zur Berechtigung gebaut.

        Fazit: Morgen ist eher ein politisches Datum zum Kick Off. Ein sicheres und flächendeckendes Funktionieren ist auch durch neue Software und nur rudimentäre Funktionen eher fraglich, wenn nicht sogar bedenklich.

        Besonders kritisch: Der Patient ist nicht Herr seiner Daten. Das war die Prämisse.

        Aber das passt in die Ausrichtung und Bevormundung durch den deutschen Staat.  Praktische Anwendung: Eine Eignungsprüfung von wehrdiensttauglichen Personen. Ganz schnell, ganz einfach. Eine kleine Anfrage und Verfügung reicht.

        Vielleicht kannst du ja jetzt meine Bedenken nachvollziehen.

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      11. Wenn der deutsche Staat tatsächlich Alles von Allen einsehen lässt- ist ein Widerspruch korrekt! Aber Entschuldigung, ich kann ja nicht wissen, das da Dilettanten unterwegs sind, die wieder schneller entscheiden und durchwinken, als zu DENKEN . Ja, in diesem Falle bin ich naiv, denn ich habe kurz an den gesunden politischen Menschenverstand geglaubt 🥲

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  2. ich bin ganz deiner meinung. das problem ist das reflexartige ablehnen allen neuens, einfach aus angst/sorge/ablehnung von veränderung. und ein reflex zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass er ohne denken passiert, automatisch. anstatt das für und wieder abzuwägen und zu einer ausgewogenen lösung zu kommen. schlimm ist das. politik muss diesen diskurs führen, anstatt auf reflexe reflexartig zu reagieren.

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  3. Bisschen verspätet vielleicht. Ich glaube, wenn Patienten wie es in Belgien zu sein scheint, tatsächlich die Kontrolle über die Daten behalten und bestimmen können wer was sieht und für Forschung nutzen kann oder auch nicht, dann wäre das nicht schlecht. Der aktuelle Stand in Deutschland sieht halt nicht danach aus, sondern stattdessen nach Sicherheitslücken die vom CCC angeprangert werden aber dann nicht gestopft. Daten lokal auf meiner Karte, sodass nur wenn diese physisch vorhanden ist, darauf zugegriffen werden kann und ich das auch Zuhause selber mit Lesegerät kann – klingt gut. Daten in der Cloud – nein Danke!

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    1. Nun ja. Irgendwie ist die kriminelle Energie, was dieses Thema angeht hier scheinbar geringer. Aber es rettet Leben, wenn der Krankenwagen sofort die Vorgeschichte kennt, nach einem Unfall . Medikamentenunverträglichkeit usw. Darüber muss man hier gar nicht reden. Auch Behandlung usw… In Deutschland rennt ich teilweise mit einem Aktenordner zum Arzt, weil ein Krebspatient mehr als einen Brief mit sich herumtragen muss. Das würde viele Leben retten und die Lebensqualität enorm steigern . Niemand muss eine eventuelle Traumabehandlung thematisieren. Was eine Erleichterung das wäre! Auch das abzocken der Kasse durch doppelte und dreifache Abrechnung und Verordnung wäre weg…. Aber in Ordnung, jeder hat da seine Meinung. Deutschland ist das Land des Datenschutzes, wo man brisante Sachen auf dem Flur des Gerichtsgebäudes erfährt ( so wie ich gestern zufällig-) weil der Flugfunk dann eben doch einfacher geht 😥😥😥🙈🙈🙈

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