Kein Nerv mehr für Luxusjammer – ein echter Ratschlag für Weichgespülte Trullas!

Boahhhh- ich konnte es nicht mehr hören…

Ich war krank, arm, alleinerziehend – und hab überlebt. Also spart euch euer Wehklagen.

Sorry, aber dieses Dauergejammere von überprivilegierten Vorstadt-Muttis geht mir sowas von auf den Sack.
Diese burnout-anfälligen Bioladen-Baristas mit Korkyoga-Matte, die sich „zwischen Kita-Stress und Innerer Leere“ neu erfinden müssen, weil ihr Kind mal zwei Nächte schlecht geschlafen hat – das ist nicht Belastung. Das ist Wellnessdrama mit Instagramfilter.

Ich hab was Echtes durchgemacht. Krebs. Alleinerziehend. Drei Kinder. Kein Geld. Krankengeld, das kaum für Brot reicht.
Und dann Zuzahlungen, Fahrkosten, gesunde Ernährung, die ich mir nicht leisten konnte – aber musste. Kein Luxus. Keine Pausen. Kein Verständnis. Musste mir das dumme Gelabere der Dorfbewohner gefallen lassen, weil ich den Rasen nicht mähen konnte.

Und jetzt? Jetzt sitz ich da und hör mir an, wie irgendjemand „ihre Mitte verloren hat“, weil sie zum dritten Mal diese Woche zum Reiten muss, oder nicht kann oder was auch immer.
Ich könnte kotzen.

Ich hatte keine Mitte. Ich hatte Rechnungen. Ich hatte keine Yoga-Auszeit – ich hatte eine Scheiß-Chemo und Kinder mit Fieber.
Ich hab nicht meditiert – ich hab existiert. Gelebt zwischen Dispo, Durchfall und Durchhalten.

Verwöhnte Sorgen sind kein Schicksal. Sie sind ein Lifestyle-Accessoire.

Mein Mitleid ist nicht unendlich. Es ist ausgeschöpft. Von echten Schicksalen. Von Menschen, die um ihre Existenz kämpfen,
während andere ein Nervenzusammenbruch bekommen, weil der Barista den falschen Hafermilchschaum gemacht hat.

Ich hab überlebt. Ohne Therapeut auf Speed Dial. Ohne Nervennahrung vom Bioladen. Ohne Coach, der mir zeigt, wie man die Seele umarmt, während die Waschmaschine leckt, oder komplett versagt. Das war eine Tatsache, kein Fake, leider.

Und deshalb hab ich kein Verständnis mehr für diesen pseudo-sensiblen Selbstoptimierungs-Bullshit. Wer nie ernsthaft um sein Leben,
seine Würde und sein verdammtes Essen gekämpft hat, soll einfach mal die Fresse halten, wenn’s ums Leid geht.

Mein Mitleid ist selektiv.

Ich habe gelernt, mich durchzubeißen.
Ich habe geweint, aber dann Brotdosen geschmiert.
Ich war am Limit, aber ich habe Kuchen für den Klassenkuchenverkauf gebacken.
Ich hatte Angst, aber ich habe niemanden damit belästigt, der gerade sein Innenkind umarmt hat.

Deshalb ist mein Mitgefühl heute wohldosiert.
Ich habe es satt, dass Wohlstandswehwehchen medial aufgeblasen werden, während Menschen mit echten existenziellen Problemen im Schatten verschwinden – still, beschämt, einsam.

Fazit? 
Ich unterscheide zwischen überfordert – und in Gefahr. 
Und ich war Letzteres. Jahrelang. Es geht den Kindern gut – immerhin. Wir haben kein Auto, aber unser Leben.

Also: Wenn du das nächste Mal jammern willst, weil dein Kind nicht schlafen will und du deinen Pilateskurs absagen musst –
dann halt wenigstens den Rand, wenn eine Alleinerziehende mit Krebs dir sagt, dass sie müde ist! Halt ihn einfach!

Jammern darf jeder. Aber bitte mit Maß und Realitätssinn.

Ich nehme jedem sein Gefühl ab. Aber ich nehme nicht jedem sein Drama ab.
Wer nie mit einem kranken Körper, einem leeren Kühlschrank und einem Haufen Verantwortung allein dagestanden hat, der sollte vorsichtig sein mit dem Begriff Belastung.

Denn wer wirklich kämpfen musste, erkennt ziemlich schnell den Unterschied zwischen „Ich bin überfordert“
und
„Ich bin in Gefahr.“

Denn das hier war echt. Und das Luxus- Gejammer ist einfach nur peinlich.

6 Gedanken zu “Kein Nerv mehr für Luxusjammer – ein echter Ratschlag für Weichgespülte Trullas!

  1. Eine junge Mutter hat mir ihr „hartes“ Leben geschildert. Weil das Baby alle drei Stunden gestillt werden muss. Sie hat keine Freizeit und kann seit Wochen nicht mal ins Nagelstudio. Da in ich etwas wortkarg gewesen. Habe genickt und sie stehenlassen in ihrem Elend….

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  2. sehr berührend …. die Essenz …. wir haben unterschiedlich viel zu verlieren bzw. bereits verloren …. mir ist bewusst das viele meiner Probleme Luxusprobleme sind …. Dankbarkeit für die warme Dusche am Morgen hilft …

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  3. Ich bin da ambivalent, weil ich die Gedanken nicht nur verstehe, sondern an vielen Stellen auch teile, weil ich aber auf der anderen Seite dieses Verächtliche, das ja in dieser Darstellung liegt, einfach nicht mehr mag. Das Internet ist voll davon, die jeweils anderen aggressiv „herunterzumachen“. Zudem habe ich meine Zweifel, ob es sinnvoll ist, eine Art „Ranking“ zu erstellen und daraus zu schließen, wer nun wieviel Recht auf Leiden hat. Wobei deine Beispiel natürlich so pointiert sind, dass es naheliegend ist. – Wie gesagt: ich bin ambivalent. Liebe Grüße, Andrea

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