Es gibt Dinge, die sollten nicht käuflich sein. Ein Doktortitel. Mittlerweile im bedrohlichen Ausmaße! Ein Presseausweis. Trotzdem genügt heute ein Klick, und plötzlich hält der Drucker von nebenan ein laminiertes Stück Plastik hoch und spielt Journalist.
Während echte Journalisten jahrelang studieren, Interviews führen, Nächte in Redaktionen durchschreiben und Quellen durchackern, stolziert plötzlich jeder Hobby-Reporter mit Pseudo-Ausweis auf Demos, in Gerichtssäle oder zu Polizeieinsätzen. Das Ergebnis: ein verwässerter Berufsstand.
Ein Blättchen Drucker für bezahlte Werbung ist kein Journalist. So wenig wie ein Bäcker Arzt wird, nur weil er ein Pflaster kleben kann. Journalismus bedeutet Handwerk, Verantwortung, Recherche, Einordnung. Und manchmal auch, die eigene Haut hinzuhalten, wenn Politik oder Anwälte Druck machen.
Dazu gesellen sich die Werbeunternehmen, die längst begriffen haben, dass sich mit dem Etikett „Presse“ Kasse machen lässt. Heute wird Reichweite verkauft wie Waschmittel, morgen werden Parteiaufträge mit „Content-Marketing“ als Journalismus getarnt. Dieselben Strukturen befeuern Fake News, weil Klicks mehr zählen als Wahrheit.
Journalismus ist nicht nur das, was sofort im Netz steht. Ein Presseausweis ermöglicht auch investigative Arbeit – und die läuft oft bewusst unter dem Radar. Nicht jede Recherche erscheint sofort mit Namenszeile in Google. Seriöse Arbeit kann gerade darin bestehen, Informationen zu sammeln, Missstände zu dokumentieren oder Quellen zu schützen, ohne dass sie sofort öffentlich sichtbar werden. Wer das nicht versteht und alles an Suchergebnissen misst, hat vom Beruf nichts begriffen. Demaskieren aus Unwissenheit und Bauernschläue ist berufsschädigend und hat ernste Folgen.
Ein Journalist ist Händler von Informationen und Beschützer seiner Quellen. Im Normalfall integer und rechtlich gesichert.
Ein echter Presseausweis hat Sicherheitsmerkmale – vor allem aber eine individuelle Ausweisnummer, die beim Verband hinterlegt ist. Damit lässt sich jederzeit prüfen, ob jemand wirklich Mitglied ist und journalistisch arbeitet. Das unterscheidet ein Arbeitswerkzeug von einem Bastelset.
Je mehr Plastik-Ausweise im Umlauf sind, desto weniger wird der echte Presseausweis ernst genommen. Polizisten, Behörden, Veranstalter – irgendwann glauben alle, es sei alles nur noch bedruckte Folie. Das beschädigt die Glaubwürdigkeit derjenigen, die wirklich arbeiten.
Ein echter Ausweis ist überprüfbar, nummeriert, beim Verband hinterlegt. Er schützt nicht nur die Journalistin oder den Journalisten, sondern auch die Quelle, die sich darauf verlässt, dass ihre Informationen seriös verarbeitet werden. Und er ist ein Signal: Hier arbeitet jemand nach Regeln, nicht nach Klicklogik.
Hinzu kommt: Das Presserecht schützt Journalistinnen und Journalisten, die Mitglied in anerkannten Verbänden sind. Damit verbunden sind Rechte, die nicht jeder einfach durch Kauf im Internet beanspruchen darf. Ein gefälschter oder erschlichener Ausweis ist nicht nur peinlich, sondern im Ernstfall auch rechtlich problematisch. Der Gesetzgeber sieht das eindeutig: § 132a StGB stellt den Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen unter Strafe. Wer mit falscher Karte herumwedelt, riskiert also mehr als nur Gelächter.
Wer sich also einfach einen „Presseausweis“ kauft, produziert keinen Journalismus. Sondern bestenfalls Content. Schlimmstenfalls Fake News. Und das ist, als würde jemand in der Garage eine Uniform anziehen und behaupten, er sei jetzt Polizist.
Journalismus ist kein Hobby. Keine Verkleidung. Kein Trick für besseren Zugang. Journalismus ist ein Beruf – und einer, der verdammt ernst genommen werden sollte.
Ein Presseausweis ist kein Karnevals Accessoire. Oder erhältlich im Y-Heft. Ein gekaufter Ausweis macht niemanden zum Journalisten. Er macht nur noch einen Idioten mehr mit laminiertem Papier – irgendwo zwischen „Coach für alles“ und „Berater für nichts“.
leider ist das heutzutage einfach trendy. auch das ein symptom von tiefgreifenden wandlungen, die ich nicht (dulden) mag.
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Von Journalismus muss man nicht leben können, Journalismus ist etwas, das Doofe betreiben, die ihrer Leidenschaft frönen und anderen Material liefern, dass die dann als eigenes ausgeben. Journalismus ist eh kein Beruf. – Mal knapp zusammengefasst, was auch hier im Blogland kursiert. Kennst Du ja auch. 🙂
Ansonsten: es ist immer noch der geilste Job, den ich mir vorstellen kann. Er wird aber schon seit Jahren entwertet, auch von innen und von denen, die die richtigen Presseausweise verkau.. bzw. ausgeben.
Frohes Schaffen!
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Schlimm genug. Ich war nur so sauer- was ein Eingeborener sich hier erlaubt. Nun ja. Leben und leben lassen… Reich wird man als Angestellter. Aber da bin ich raus. Hab Spaß Du… – wie läuft es eigentlich?
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Hab Du auch Spaß, allen Eingeborenen zum Trotz und allen blöden Kommentaren. – Ja, läuft halt… müssen mal wieder auf ’nen Termin 🙂
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